Schweißhundeseminar in Samerberg vom 11. bis 13. Mai 2023
Sieben ganz unterschiedliche Gespanne hatten sich zum Schweißhundeseminar des Bayerischen Jagdverbandes in Samerberg gemeldet: ein Bayerischer Gebirgsschweißhund, ein Beagle (Viva VIGO vom Sturmgeläut), zwei Dackel, ein Deutsch Kurzhaar, ein Pudelpointer und ein Spinone Italiano.
Unter der Leitung der beiden Revieroberjäger Wolfgang Kampa und Sepp Schweiger starteten wir am Donnerstagvormittag in einen lehrreichen und interessanten Theorieteil. Besonders die langjährige praktische Nachsuchenerfahrung der beiden Berufsjäger lieferte selbst für erfahrene Hundeführer Interessantes und Neues für die eigene Tätigkeit.
Zum Nachmittag trennten sich die Kursteilnehmer mit Ihren Hunden in zwei Gruppen. Sepp Schweiger als „Drahthaar-Mann“ übernahm die Gruppe mit den Vorstehhunden und einem noch unerfahrenen Dackel.
Wolfgang Kampa als Führer Bayerischer Gebirgsschweißhunde und mehr als 30-jähriger Nachsuchenerfahrung übernahm die Schweißhunde und Bracken.
Die Nachmittagseinheit diente einem ersten Kennenlernen der Hunde und ihrer Führer: Sepp mit Bruno (BGS), Peter mit Cilli (Dackel) und ich mit VIGO. Eine kurze Übungsfährte sollte erste Eindrücke und Erkenntnisse über die Arbeitsweise und das Zusammenspiel zwischen und Hund Führer liefern. Dabei war es Wolfgang neben seinen Beobachtungen wichtig, dass außer ihm auch jeder Hundeführer die Arbeit des jeweils anderen Gespannes genau beobachtete und bewertete.
Am Freitag um 9:00 Uhr ging es dann von unserem Startpunkt „Gasthaus Alpenrose“ ins Bergrevier.
Nach eingehender Besprechung unserer Arbeitsthemen und unserer „Problempunkte“ wurden vorab technische Fragen im praktischen Nachsucheneinsatz durchgearbeitet. Anschusssuche, Anschussanalyse, Markierung des Fährtenverlaufs, Verweiserpunkte und Lesen des Hundes waren für alle wichtige und essenzielle Punkte für eine erfolgreiche Nachsuche.
Ich hatte mit VIGO in der Woche vor dem Kurs noch eine getretene Rehwildfährte mit wenig Schweiß auf 1000 m und einer Stehzeit von ca. 24 h gearbeitet. Dabei waren wir zwar ans Stück gekommen, aber für mich war VIGOs Leistung mäßig und durch Unkonzentriertheit und „Hippeligkeit“ überlagert: 20 m Arbeit mit tiefer Nase – Nase hoch – alles im näheren Umkreis wird eingesogen und analysiert – das Auge sucht mit – die Anspannung bei VIGO ist unübersehbar – zurück zur Fährte!!! – 20 m Arbeit mit tiefer Nase – das Spiel wiederholt sich (…). Dieses Thema habe ich angesprochen und wurde eindringlich aufgefordert, bei der Einarbeitung des Hundes keinen Rehwildschweiß zu verwenden. Dieses Postulat war mir zwar bekannt, aber die dazu bisher gegebenen Erklärungen hatten mich nicht überzeugen können. Rehwildschweiß ist zu süß …“ (wegen der Zwischenzehen-Klauendrüse und der Hautdrüsen) – wirklich? Überzeugt hat mich aber Wolfgangs Erklärungsversuch basierend auf dem unterschiedlichen Territorial- und Fluchtverhalten von Rehwild im Vergleich zu Rot-, Schwarz- und Muffelwild sowie den verschiedenen Jagdstrategien des Wolfes in Abhängigkeit zum jeweiligen Beutetier. Rehwild als „Schlüpfer“ im vertrauten Einstandsgebiet versucht den „Verfolger“ durch Widergänge und Absprünge zu täuschen; die Fluchtdistanzen sind überschaubar. Demgegenüber zieht anderes Schalenwild vom Geschehen weg. Entsprechend richtet der Wolf sein Jagdverhalten und seine Strategie ein. Im „überschaubaren“ Einstandsbereich des geflüchteten Rehwildes kann die Arbeit mit hoher Nase schneller und einfacher zum Erfolg führen. Übertragen auf unsere Nachsuchenübungen mit Rehwildschweiß scheinen diese Gedanken mit dem von VIGO gezeigten Verhalten „kompatibel“.
Ich war gespannt, auf VIGOs Arbeitsstil auf der für den nächsten Tag zu tretenden Rotwild-Fährte.
Verweiserpunkte und bewusstes Verweisen auf der Fährte hatte ich mit VIGO bis dahin nicht trainiert. Dies sollte ein weiterer Punkt unserer Übungsfährte sein.
Nun ging es daran, die Übungsfährten für Samstag zu treten. Auf exaktes Markieren des Anschusses, des Fährtenverlaufes, das Setzen und Markieren der Verweiserpunkte – dazu wurden kleine Plastikbecher mit Duftstoffen auf der Fährte eingegraben -, das Legen und Markieren von Haken und Verleitungen mussten wir besonderes Augenmerk legen. Das Gelände war anspruchsvoll; der Wildbestand lieferte unzählige Verleitungen und Wildwechsel.
Samstag um 9:00 Uhr ging es wieder raus ins Revier.
Sepp mit Bruno (BGS) war als erster an der Reihe. Der BGS nahm den Anschuss und die Fährte unverzüglich an und arbeitete mit tiefer Nase und konzentriert. Die „eingebaute“ Verleitung mittels eines quer über die Fährte gezogenen Karnickels war äußerst interessant, aber Bruno fand den Weg zurück zur Fährte und gelangte sicher ans Ziel.
Für Cilli mit Peter war die Aufgabe schwieriger. Schon das etwas unwegsame Gelände stellt an Cilli höhere Anforderungen. Ein übriges taten die über Nacht hinzugekommenen Verleitfährten von Reh- und Rotwild. Aber auch die Dackelhündin kam mit Unterstützung ihres Führers erfolgreich ans Fährtenende zum Stück.
Als Letztes Gespann traten VIGO und ich an. Schon beim Ablegen am Anschuss zeigte sich VIGO höchst motiviert. Abschuss und Wundfährte nahm er sofort an und arbeitete souverän bis zum ersten Verweiserpunkt. Hier musste ich etwas unterstützend eingreifen, um VIGO auf das deutliche Verweisen und Anzeigen des Gefundenen einzustimmen. Aber nach „zeig mein Hund“ ging es konzentriert und zügig weiter bergauf. Den zweiten Verweiserpunkt zeigte VIGO dann bereits selbständig deutlich wie gewünscht an. Ruhig setzten wir die Suche fort. Am letzten Haken schien die Konzentration etwas nachzulassen. Aber mit Führerzuspruch und „zur Fährte“ kamen wir sicher zum Stück – einem Rotwildkalb. Während Bruno und Cilli leicht zu bewegen waren, das Stück zu verbellen, war hier für VIGO mehr Führereinsatz gefordert. Letztlich war es das „attackierende Haupt“ des Kalbes, welches VIGO zum Verbellen reizte.
Fazit: Das Seminar hat sich für Führer und Hund sehr gelohnt. VIGO hat einen weiteren Ausbildungsschritt erfolgreich absolviert. Ich habe aus dem reichlichen Erfahrungsschatz der beiden Berufsjäger neues lernen können. Beide Ausbilder haben hervorragende Arbeit geleistet. Wolfgang Kampa und Sepp Schweiger gilt mein ganz herzliches Dankeschön.